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Mein Herz ist ein Stein


Farsoud hat eine neue Frisur. Mit eingeflochtenen Zöpfen und rasiertem Hinterkopf und an den Seiten. Er ist ungefähr 20 Jahre alt. Sie haben sein Alter nicht korrekt aufgeschrieben, sagt er. Aber das sei egal. Sie könnten es ändern, wenn sie in Finnland seien. Dort ist der große Bruder, lebt dort schon seit 8 Jahren. Dahin will er mit seinem anderen Bruder und seiner Mutter. Wenn sie anerkannt werden. Wenn der Ausweis da ist. Und das Camp auf Lesbos für sie Vergangenheit werden darf.


Farsoud arbeitet bei Fabiola und in ihrem Team von Earth Medicine, einer Organisation, die von Space Eye unterstützt wird und seit vielen Jahren und in verschiedenen Camps auf Lesbos tätig ist.


Die Familie, deren Vater nicht mit dabei ist, lebt in einem der kleineren Zelte im Camp. Leider haben sie keinen Container bekommen, aber sie seien alleine im Zelt, nur ihre Familie, sagt Farsoud. Der Mutter geht es nicht gut, sie wüssten nicht, was sie habe. Das Camp sei für niemanden gut. Das Essen immer zu wenig. Manchmal schmecke es aber ganz ok. Aber wenn es Fisch gebe, esse er lieber nichts. Einmal sei ihm schlecht geworden und daraus habe er gelernt. Wenn er mit dem Team von Earth Medicine ins Behandlungshaus in die Stadt fahre, könne er dort mitessen. Das sind die guten Tage, sagt Farsoud.


Farsoud kann sich nicht an Afghanistan erinnern. Er war ein kleiner Junge, als die Familie in den Iran gezogen ist. Aber an den Iran kann er sich natürlich gut erinnern. Und das vieles für ihn als Afghanen verboten war. „Ich wollte in die Schule gehen, aber die erste Schule hat gesagt, sie hätten keinen Platz mehr. Und die zweite Schule hat das Gleiche gesagt.“ Farsoud hat gesehen, dass das nicht stimmte und das auch gesagt. Aber aufgenommen haben sie ihn nicht. Irgendwann hat es dann doch geklappt. Er wolle studieren, hat viel gelernt dafür und sein Traum ist irgendwas mit Chemie. Im Iran hatte man ihm gesagt, dass er kein Chemie studieren dürfe. Das sei für ihn verboten. Er fragt, ob das in Deutschland auch so sei. Dass nicht jeder alles studieren dürfe. Ich sage ihm, dass das nichts mit Verbot zu habe in Deutschland, sondern oft mit den Noten aus der Schule. Das sei etwas anderes als ein Verbot. Ja, sagt er, das ist etwas anderes.


Farsoud arbeitet von Montag bis Freitag als Übersetzer. Er übersetzt Farsi in Englisch und zurück. Er ist ein sehr gewissenhafter Übersetzer, fragt immer nach, wenn er etwas nicht verstanden hat. Sein Englisch ist nicht perfekt, aber sehr gut. Er hat sich das meiste selbst beigebracht. Nur wenn es um Frauenangelegenheiten geht, muss er rausgehen, sagt er, kein Problem!


Farsoud sagt auch, dass er sehr gerne übersetzt. Als er ins Camp gekommen sei, habe er immer nach denjenigen geschaut, die für Hilfsorganisationen übersetzen durften. Und dann hat es für ihn auch geklappt. Ob es hart sei, die Probleme der anderen zu übersetzen. Wo er doch selbst auch ähnliches durchgemacht habe. Nein, sagt Farsoud. Dann ist mein Herz ein Stein. Dann macht mir nichts mehr etwas aus.

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Mehr erfahren über Afghanen im Iran?

https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/hilfe-weltweit/iran


https://www.fes.de/themenportal-flucht-migration-integration/artikelseite-flucht-migration-integration/afghanische-gefluechtete-sind-in-iran-mit-vielfaeltigen-diskriminierungen-konfrontiert

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