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Ich sehe mich als Wegweiser!


Wir treffen Lara auf Lesbos. Ein kurzer Flug von Samos und dem Housing Projekt entfernt. Oder 5 Stunden Fähre. Nah. Und weiterhin nah an der türkischen Küste, an der schmalsten Stelle vielleicht 7 km davon entfernt. Samos ist noch näher. Nur 1,5 km an der schmalsten Stelle. Doch Lesbos ist die Insel, auf der seit vielen, vielen Jahren die meisten Flüchtlinge ankommen. Mit dem Boot aus der Türkei. Und nicht, weil die Menschen es wollen. Sondern weil die Schlepper es so umsetzen.


Lara ist zum dritten Mal hier im Einsatz. Sie ist als Volunteer Teil des Teams von EARTH MEDICINE Physical Rehabilitation, das Partner von Space Eye Hellas ist und jeden Monat unterstützt wird. Lara weiß, was sie tut, sie ist Physiotherapeutin. „Es hilft den Menschen nichts, wenn sie in Watte gepackt werden. Alle, die zu uns kommen, haben massive körperliche und meist seelische Probleme. Wenn ich ihnen helfen will, braucht es viel Einfühlungsvermögen, aber auch die Einsicht der Einzelnen, dass sie nur dann Linderung erfahren, wenn sie sich selbst reinhängen. Selbstheilung kommt auch von Pushen!“ Viele sind jahrelang unterwegs gewesen, haben auch körperlich schreckliche Dinge im Heimatland und auf der Flucht erlebt. „Ich muss nicht alles wissen über die Geschichten der Menschen, manchmal ist es sogar besser, ich weiß es nicht, denn das würde mich irgendwie hemmen, denke ich.“


Lara ist fröhlich, ihre Energie ist ansteckend, es ist schön, in ihrer Nähe zu sein. Und das sehen die Menschen im Camp auch so. Obwohl viele mehrmals pro Woche zu ihr kommen in den kleinen Container auf einem Hügel im Camp, begrüßen sie sie, als hätten sich liebgewonnene Menschen ewig nicht gesehen. Doch ihre Behandlungen sind keine Wellness-Massage. Für viele sind sie dennoch die Chance, Verletzungen der Flucht, Einschränkungen durch schlechte Behandlung und Folter und auch Behinderungen in den Griff zu bekommen. In der letzten Zeit kommen immer mehr Menschen mit Knochenbrüchen, sagt sie. Die sie sich wahrscheinlich bei der Ankunft auf Lesbos zugezogen haben. Weil sie nachts kopflos vor Angst über Felsen gestolpert sind. Aus Angst, aufgegriffen zu werden und dorthin zurückgebracht zu werden, woher sie gekommen sind. In die Türkei. Und leider ist dies keine unbegründete Angst, sondern alltäglich.




Lara ist es besonders wichtig, die Menschen in die Lage zu versetzen, alleine weitermachen zu kommen. „Ich sehe mich als Wegweiser“, sagt sie. Als jemand, der vielleicht nur kurzfristig im Einsatz mit dem Einzelnen sein kann. Um langfristig Wirkung erzielen zu können. Damit die Menschen von ihr und der Zeit mit ihr unabhängig zu sind. Denn wie überall in Griechenland: die Menschen wollen weiter. Das Camp ist eine Durchgangsstation, die irgendwann und meist sehr plötzlich endet. Eine, die lange dauern kann. Monate immer, Jahre manchmal und zu oft.


In dem kleinen Behandlungsraum im Container, gerademal 3 x 3 m groß, ist sie manchmal mit 3 Menschen gleichzeitig. 2 trainieren auf dem Boden, einer liegt auf der Behandlungsliege. Aber so ist das eben hier im Camp, wo Menschen in Containern und Zelten leben und Privatsphäre ein unerreichbarer Luxus ist. Auch in einer individuellen Behandlung.


Lara begrüßt ihren nächsten Patienten, fröhlich und herzlich. Naiv? Nein, naiv ist sie nicht. Sie sieht alles, was um sie herum passiert. Oft ist sie fassungslos. Sie hält Röntgenbilder hoch, die eindeutig zeigen, dass eine Operation hastig, vielleicht ohne Sorgfalt durchgeführt wurde. Und für die Betroffene massive Probleme und Ängste mit sich bringt. Sie kann erahnen, was Menschen an Schmerzen und Leid durchgemacht haben und immer noch durchmachen. Sie ist nicht naiv. Sie ist professionell und rigoros emphatisch.


Nur wenige Flüchtlinge treffen eine Lara auf ihrem harten Weg. Doch die, die sie getroffen haben, werden es nie vergessen. So viel steht fest. Und das ist der Antrieb für Lara, immer wieder zu kommen.


Mehr zum Hintergrund an der europäischen Außengrenze?

https://www.youtube.com/watch?v=gb4gA3Rqgt4

https://www.youtube.com/watch?v=0yqAW_c7OmE&t=24s


Das Projekt darf nicht enden! Sie möchten Space Eye Hellas unterstützen?

Jeder kann helfen. Jeder. Jedem.



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Kara Tepe, Centre for Refugees & Migrants, Lesbos T.K 81100, Greece.

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